Alles, was du über Resilienz wissen musst

Foto einer Mutter und ihrem Sohn mit Down-Syndrom - sie spielen auf einem Feld im Sonnenuntergang
© LSOphoto

Warum gelingt es manchen Menschen scheinbar mühelos, mit Krisen und Rückschlägen fertig zu werden, während andere damit hadern und keinen Ausweg finden? Und wie kannst du selbst die nötige psychische Stärke – auch Resilienz genannt – entwickeln, um mit den Herausforderungen in deinem fordernden Mama-Alltag gelassen und kompetent umzugehen? In diesem Artikel gehe ich auf die häufigsten Fragen rund um unser “seelisches Immunsystem” ein: Was bedeutet Resilienz überhaupt, wie nützt sie uns – und was können wir tun, um sie zu lernen?

Wann ist man resilient?

Krisenfest, widerstandsfähig, stark. Nach jedem Mal hinfallen wieder aufstehen. So stellen sich viele Menschen Resilienz vor. Oft wünschen wir uns genau das. Aber dann hadern wir damit, wenn die Entwicklung unserer Kinder trotz Förderung stagniert oder uns Reaktionen von anderen tief treffen.

Resilient zu sein heißt nicht, einen Panzer um sich herum aufzubauen und unverwundbar zu sein. Wir sind schließlich keine Superhelden. 

Vielmehr ist Resilienz eine innere Haltung, die uns dabei hilft, uns an die Abweichung von unseren früheren Lebensplänen anzupassen. Sie lässt uns auch wenn uns mal der Mut verlässt, daran glauben, dass wir gestalten und mit unserem Tun etwas bewirken können. Denn das führt langfristig dazu, dass wir Vertrauen haben in uns und ins Leben .

Wir sind resilient, wenn wir Verantwortung für uns übernehmen. Wenn wir zum Beispiel bewusst dafür sorgen, dass es uns gut geht, dass wir Kraft und Energie haben und unser Wohlbefinden nicht von äußeren Umständen abhängig machen. Es bedeutet auch, die innere Überzeugung zu haben, dass wir die Dinge in unserem Sinne beeinflussen und gestalten können.

»Resilienz bedeutet, Verantwortung für sich selbst und das eigene Wohlergehen zu übernehmen.«

Was ist Resilienz?

Der Begriff stammt ursprünglich aus der Materialkunde, daher wird für die Definition von Resilienz häufig das Bild eines Gummiballs verwendet. Er springt, nachdem er zusammengedrückt wurde, wieder zurück in seine ursprüngliche Form – diese physikalische Eigenschaft beschreibt ursprünglich Resilienz. 

Bezogen auf die menschliche Seele kann man Resilienz als die Fähigkeit verstehen, sich von einschneidenden Erfahrungen und lebensverändernden Ereignissen zu erholen – wie etwa einer Diagnose oder Krisenzeiten wie Krankenhausaufenthalten

Sie wird daher auch definiert als das Immunsystem unserer Seele. Denn Resilienz ist die Kraft, die uns hilft, schwere Zeiten durchzustehen und auf gesunde Weise mit Veränderung umzugehen.

Foto von Buchstabenperlen, die den Begriff "Mental Health" zeigen

Warum ist Resilienz wichtig?

Wir leben in einer Leistungsgesellschaft und sind rund um die Uhr umgeben von einem Zuviel im Außen: endlose To-do-Listen, Förderdruck, Arzt- und Therapietermine usw. Aber auch schwierige Verhaltensweisen unserer Kinder, fehlende Vereinbarkeit von Pflege und Job und unvorhergesehene Ereignisse, die unsere Tagesplanung zunichtemachen. Nicht zuletzt bereitet die aktuelle Weltlage den meisten von uns Ängste und Sorgen.

All diesen Einflüssen können wir uns kaum entziehen – und doch führen sie zu einer schleichenden Entfremdung von uns selbst. Wir nehmen immer weniger wahr, was in uns vorgeht. Wir verlernen, auf unsere innere Stimme zu hören und verlieren das Gespür für das, was uns wirklich wichtig ist und was wir eigentlich brauchen. Wir schieben unsere Bedürfnisse auf später – bis es irgendwann zu spät ist.

»Stress bedroht unsere Resilienzfähigkeit.«

Diese ständigen Erwartungen und Ereignisse treiben uns in die Verausgabung. Wir empfinden Stress, weil wir wissen, dass wir die Ansprüche, die wir und andere an uns stellen, kaum erfüllen können. Stress bedroht unsere Resilienzfähigkeit. Wird Stress zu einem Dauerzustand, was in der Pflege schnell passiert, steigt unser Risiko für Burnout und andere Erkrankungen.

Wofür ist Resilienz also wichtig? Vielleicht steuerst du Stress und Erschöpfung bereits entgegen, indem du meditierst, Yoga machst oder Entspannungsübungen anwendest. All das hilft auch – allerdings nur im jeweiligen Moment. 

Um langfristig körperlich, seelisch und mental gesund zu bleiben und für unsere Kinder da sein zu können, braucht es eine resiliente Haltung. Die bereits erwähnte innere Einstellung, die uns hilft,

  • aus einer inneren Distanz und Gelassenheit heraus die Bedingungen unseres Lebens zu akzeptieren
  • und darauf zu vertrauen, dass wir die Dinge positiv beeinflussen können.

Was sind Faktoren, die Resilienz fördern?

7 Eigenschaften für innere Widerstandsfähigkeit

  • Selbstwirksamkeit: Wenn wir an unsere eigene Gestaltungsmacht glauben und daran, dass wir  etwas bewirken können. Und entsprechend Verantwortung für uns übernehmen.
  • Anpassungsfähigkeit: Dass es uns gelingt, Veränderungen anzunehmen und wandlungsfähig zu sein. Dass wir uns selbst und unsere Gefühle gut steuern können.
  • Soziales Netz: Wenn wir stabile und stärkende Beziehungen zu anderen Menschen haben.
  • Positives Selbstbild: Die Fähigkeit, sich selbst akzeptieren zu können, respektvoll mit sich umzugehen und wertschätzend mit sich selbst zu sprechen.
  • Ziel- und lösungsorientiert denken: Wenn wir uns realistische Ziele setzen und kreative Wege dorthin finden.
  • Optimismus und Zuversicht: Alles in eine langfristige Perspektive einordnen und darauf vertrauen, dass sich die Dinge zum Positiven entwickeln. 
  • Sinn und Spiritualität: Der Glaube an höhere Kräfte, die unsere Geschicke lenken, kann Kraft spenden. Ebenso das feste Wissen, WARUM wir jeden Tag das tun, was wir tun – weil wir darin einen tieferen und erfüllenden Sinn erkennen.
Foto einer Frau von hinten, die in der untergehenden Sonne durch ein Kornfeld läuft

Kann man Resilienz lernen?

Die gute Nachricht ist: ja.

Resilienz lässt sich lernen und sie lässt sich trainieren wie einen Muskel. Natürlich gibt es Faktoren und persönliche Eigenschaften, die Resilienz begünstigen – einige habe ich oben aufgezählt.

Aber selbst wenn uns diese Eigenschaften nicht angeboren sind, können wir lernen, sie in unserem fordernden Alltag gezielt zu stärken. Die Reise zu Resilienz führt oft zu spannenden Erkenntnissen über uns selbst. Und zu der ermutigenden Erfahrung, dass wir mit vielen kleinen Schritten Großes in Bewegung setzen können.

Wie lerne ich Resilienz?

Am erfolgreichsten und nachhaltigsten sind wir, wenn wir dabei ganzheitlich vorgehen – also uns mit unserem Denken, unseren körperlichen Empfindungen und unseren Gefühlen auseinandersetzen.

Warum? Alles hängt miteinander zusammen: Unsere Gedanken rufen körperliche Reaktionen und Gefühle in uns hervor. Alles zusammen steuert maßgeblich unser Handeln. Genau das ist mit der “inneren Haltung” gemeint. Eine resiliente Einstellung ist mit Gedanken, körperlichen Empfindungen und Gefühlen verbunden, die unser Handeln in eine lösungsorientierte und gewünschte Richtung lenken.

Was können wir also tun, um unsere Resilienz auf allen drei Ebenen zu fördern?

»Resilienz entsteht durch das Zusammenwirken von Körper, Gefühlen und Gedanken.«

Auf körperlicher Ebene können wir die Beziehung zu unserem Körper stärken, indem wir bewusster auf die Signale unseres Körpers hören. Außerdem können wir Techniken lernen, die zum Beispiel nach anstrengenden Aufgaben gezielt für einen gesunden Ausgleich zwischen Anspannung und Entspannung sorgen.

Auch auf emotionaler Ebene können wir viel bewirken, indem wir unangenehme Gefühle nicht wegschieben oder betäuben, sondern uns ihnen bewusst stellen. Umgekehrt können wir dafür sorgen, uns regelmäßig guten Erfahrungen und angenehmen Gefühlen auszusetzen. Zum Beispiel durch Begegnungen mit Menschen, die uns ermutigen und Kraft geben.

Unsere Gedanken unterstützen uns auf unserem Weg zur Resilienz, indem wir innere Gelassenheit und einen wohlwollenden Blick auf uns und andere entwickeln. Das hilft uns, uns selbst und auch die Umstände anzunehmen, wie sie sind. Und zu erkennen, wann es sich lohnt zu kämpfen und wann eine “Es ist, wie es ist”-Einstellung zielführender ist. 

Foto einer Frau, die ihr Kind in die Luft hebt vor einer untergehenden Sonne

8 Impulse, wie du deine Resilienz stärken kannst

Hier einige Ideen, was wir konkret im Alltag tun können, um auf gedanklicher, emotionaler und körperlicher Ebene unsere Resilienz zu fördern:

Für gute Gewohnheiten & Routinen sorgen:

Beides schafft innere Ordnung. Eine klare Tagesstruktur mit wiederkehrenden Abläufen sorgt für Sicherheit und Erholung zwischendurch – und für die Gewissheit, das Chaos im Griff zu haben.

Wertschätzende und ermutigende Selbstkommunikation:

Bestärkende Affirmationen wirken negativen Glaubenssätzen entgegen. Indem wir unseren inneren Kritiker bewusst abschalten, stärken wir unser Selbstwertgefühl und lernen, dass wir richtig und gut genug sind.

Klarheit über Ziele und ihren Nutzen:

Erreichbare Ziele motivieren uns. Indem wir sie in Teilschritte und -aufgaben herunterbrechen und priorisieren, lassen sie sich erreichen, ohne zu überfordern. Dabei sollte immer klar sein, warum uns ein Ziel wichtig ist und welchen Nutzen es für uns hat.

Eine gute und sichere Körperbeziehung:

Durch gezielte Achtsamkeitsübungen (z.B. Body-Scan, Rosinenmeditation etc.) über den Tag verteilt ein Bewusstsein für körperliche Bedürfnisse und Prozesse entwickeln und Signale des Körpers entschlüsseln lernen. Wichtig, um Erschöpfungssymptomen vorzubeugen oder sie zu lindern.

Balance zwischen Anspannung und Entspannung:

Regelmäßig Atem-, Mental- und/oder Entspannungsübungen anwenden, um Stress abzubauen, zu regenerieren und aktiv Burnout-Prävention zu betreiben.

Stärkende Beziehungen zu anderen:

Uns austauschen und den Mut aufbringen, anderen zu erzählen, was uns belastet und uns verletzlich zu zeigen. Hilfe anbieten und umgekehrt annehmen.

Gute Gefühle gezielt erzeugen:

Bewusst angenehme Momente herbeiführen, sei es durch kreative Tätigkeiten, Sport oder soziale Kontakte. Auch regelmäßig ein Dankbarkeitstagebuch zu führen, kann den Blick aufs Positive lenken.

Mut zu unangenehmen Gefühlen:

Wenn wir uns traurig oder gestresst fühlen, innehalten und reflektieren, was hinter diesen Gefühlen steckt; sie zulassen und aushalten, ihre Botschaft erkennen und spüren, wie sie nach und nach ihre Macht über uns verlieren.

Die Resilienz-Formel

Was ist also zentral für eine resiliente Haltung? Das lässt sich mit der »Habe-bin-kann-Formel« herunterbrechen:

»Ich HABE liebevolle und unterstützende Menschen um mich herum. Ich BIN richtig so, wie ich bin und behandle mich mit Respekt. Ich KANN Verantwortung für mich übernehmen und meine Fähigkeiten nutzen, um gut mit meiner Situation klarzukommen.«

Zusammenfassung

  • Resilienz bedeutet, sich an Veränderung anpassen zu können und die Verantwortung für das eigene Wohlergehen zu übernehmen.
  • Diese innere Widerstandsfähigkeit ist eine wichtige Voraussetzungen, um auf gesunde Weise mit einschneidenden Ereignissen, Krisen und Rückschlägen umzugehen und schwere Zeiten unbeschadet durchzustehen.
  • Resilienz ist lernbar und wir können sie wie einen Muskel trainieren. Ein ganzheitlicher Ansatz, der Körper, Gefühle und Gedanken mit einbezieht, hilft uns dabei.

Stärke deine Resilienz!

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Coaching für Mamas besonderer Kinder

Über die Autorin

Ich bin Alexandra, Mutter von Zwillingen – eins meiner Kinder hat das Down-Syndrom. Meine Mission ist es, Mütter von Kindern mit Besonderheit auf ihrem Weg zur Resilienz zu unterstützen. Damit sie die Kraft und Ausdauer haben, die es braucht, um Berührungsängste abzubauen und ihren Kindern einen Platz in der Mitte der Gesellschaft zu erobern. >> Mehr über mich

Cover des Resilienz-Leitfadens von Hand und Seele für Mütter von Kindern mit Behinderung. Abbildung: Die Hand eines Kindes und einer Erwachsenen, die gemeinsam nach oben zeigen

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