Was andere sehen, wenn sie mein Kind sehen – und was ich sehe

Immer wieder habe ich das Gefühl, dass andere, wenn sie mein Kind sehen, nur die Behinderung sehen und nicht den Menschen dahinter. Was die anderen sehen und was ich sehe – das habe ich hier gegenüber gestellt.

Ich seh etwas, das du nicht siehst

Du siehst: ein Kind mit Behinderung.

Ich sehe: einfach ein Kind.

Manchmal sogar: ein Held.

 

Du siehst: seine Augen, die anders sind.

Ich sehe: seinen besonderen Blick auf unsere Welt.

 

Du siehst: das Kind, das nicht sprechen kann.

Ich sehe: Verbundenheit jenseits von Worten.

 

Du siehst: was dieses Kind alles nicht kann.

Ich sehe: Steine, in seinen Weg gelegt,

an so vielen Orten.

 

Du denkst: Ich könnte das nicht.

Ich denke: Behinderung kann jeden treffen.

 

Du denkst: Das muss doch heute nicht mehr sein.

Ich frag mich: Warum sind wir nur so vermessen?

 

Du siehst: einen Menschen, der weniger leisten kann

und das auch nicht so gerne.

Ich sehe: einen Menschen, von dem ich jeden Tag

so vieles lerne.

 

Du siehst: ein Kind, das kostet –

den Steuerzahler, unseren Staat.

Ich sehe: eine Bereicherung für jeden,

der ein Herz hat.

 

Du fragst: Habt ihr es vorher gewusst?

Ich antworte: Was spielt das für eine Rolle?

 

Du bist froh, dass es dich nicht getroffen hat.

Ich freue mich auf jeden Tag an seiner Seite.

 

Du siehst: eine Mutter, die Mitleid verdient.

Ich sehe: Facetten, die das Leben bunter machen.

 

Du siehst: Beeinträchtigung – ich kann nur lachen.

Denn ich sehe: ein Kind, das über sich hinaus wächst.

 

Du denkst: Wie muss das anstrengend sein. Und doch steckst

du nicht in meinen Schuhen,

Ich sag dir: Ja, genau so ist es.

Tja, nun.

 

Du denkst: So muss es sein, in der Lotterie des Lebens

die Niete zu ziehen.

Ich denke: Im Leben gibt es keine Garantien.

 

Du siehst Leid.

Ich sehe Liebe.

 

Du siehst Schmerz.

Ich fühle Stolz.

 

Du siehst uns. Und siehst schnell weg.

Ich sehe: Barrieren zwischen uns.

 

Du siehst Verzweiflung.

Ich sehe Kampfgeist.

 

Du siehst Trauer.

Ich sehe Glück.

 

Du siehst Schwere.

Ich sehe Tiefe.

 

Du siehst Angst.

Ich sehe Vertrauen.

 

Du siehst Leistung.

Ich sehe Menschlichkeit.

Und hoffe, darauf kann ich bauen.

 

Du hörst Schreie.

Ich höre Lachen.

 

Du siehst mein Kind.

Und siehst es nicht.

Denn ich seh‘ etwas,

das du nicht siehst:

 

Ich sehe es in seinen Augen,

den Augen, die so anders sind:

das Licht, das tief in seinem Herzen

leuchtet, doch dafür bist du blind.

 

Diese Augen, mandelförmig, lebensfroh,

sie sehen so viel,

was wir nicht sehen.

Ich wünschte, du und all ihr anderen:

Ihr sähet es ebenso.

Was siehst du, wenn du dein Kind siehst?

Hinterlasse mir gerne einen Kommentar!

Und übrigens: Wenn du dir in solchen Momenten manchmal ein dickeres Fell wünschst, aber nicht so genau weißt, wie du dahin kommen sollst, dann habe ich hier für dich Informationen zu meinem Resilienz-Programm speziell für Mütter von Kindern mit Behinderung.

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