Gewohnheiten: Wofür sie gut sind, wann sie schaden und wie wir das erkennen

Gewohnheiten sind automatisierte Verhaltensweisen, die wir in wiederkehrenden Situationen anwenden. Sie sparen Energie und Aufwand, jedes Mal aufs Neue über unser Handeln nachzudenken. Gewohnheiten können aber auch schaden – wann das ist und wie du schädliche Verhaltensmuster erkennst, erfährst du hier.

Gewohnheiten und wofür wir sie brauchen

Gewohnheiten sind etwas sehr Praktisches: Es sind wiederkehrende Verhaltensweisen, die unbewusst und automatisch ablaufen. Handlungen, die sich irgendwann einmal für uns als hilfreich erwiesen haben und die wir nun immer dann wiederholen, wenn es erfoderlich ist.

Wir sparen eine ganze Menge Energie und Ressourcen durch Gewohnheiten, weil wir nicht jedes Mal, wenn wir in bestimmte Situationen kommen, aufs Neue überlegen müssen, wie wir damit umgehen und welches Verhalten uns weiterhilft.

Unser Gehirn überprüft jede unserer Handlungen darauf, ob sie uns genutzt hat oder nicht. Wenn es eine Handlung wiederholt als sinnvoll betrachtet, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es daraus eine Gewohnheit macht. Dann wird diese Handlung zur bevorzugten Lösung, wenn die entsprechende Situation eintritt.

Wann können Gewohnheiten schaden?

Das klingt nach einer tollen Sache – und das ist es auch. Niemand möchte sich jedes Mal bewusst daran erinnern müssen, wie man ein Brot schmiert, einen Einkaufszettel schreibt oder sich die Zähne putzt.

Das Problem mit den automatisierten Handlungen ist nur: Unser Leben bleibt nicht immer gleich. Wir verändern uns, lehnen auf einmal ab, was wir vorher noch mochten. Unsere Lebensumstände ändern sich und damit auch die Anforderungen an unser Verhalten.

Wenn unsere Gewohnheiten diesem Veränderungsprozess nicht angepasst werden, können sie uns auf einmal schaden.

Warst du beispielsweise immer diejenige, die beruflich Vollgas gegeben, an ihrer Karriere gebastelt und grundsätzlich gerne neue, prestigeträchtige Projekte übernommen hat, dann war das so lange eine sinnvolle Gewohnheit, wie es dein wichtigstes Ziel war, beruflich voranzukommen.

Ändern sich jedoch deine Lebensumstände – etwa weil du Mutter eines besonderen Kindes wirst, deine alten Eltern oder andere Angehörige pflegst – wird es dir auf Dauer schaden, wenn du deine Gewohnheiten nicht anpasst. Wenn du weiterhin denkst, du kriegst das schon alles hin und bleibst weiter unersetzbar, dann läufst du Gefahr, dich zu verausgaben.

Warum gibt es schlechte Gewohnheiten?

Es gibt Gewohnheiten, die uns grundsätzlich und zu jeder Zeit schaden. Die unserem Gehirn aber trotzdem einmal als so sinnvoll erschienen sind, dass es sie zur bevorzugten Handlungsweise gemacht hat.

Wenn wir zur Tafel Schokolade greifen, weil wir Kummer haben. Wenn wir uns beleidigt zurückziehen, weil uns jemand Unrecht getan hat. Wenn wir uns einreden, „nicht gut genug“ zu sein, wenn wir einen Fehler gemacht haben.

Unser Handeln zielt immer darauf ab, dass es uns gut geht. Die Tafel Schokolade hebt unsere Stimmung, wir fühlen uns gut, wohlig, getröstet, und die Welt erscheint uns wieder freundlich. Eine Trotzreaktion schenkt uns unser eigenes Mitgefühl, baut uns innerlich wieder auf, indem wir die Schuld bei jemand anderem sehen. Eine abwertende Sicht auf uns selbst entbindet uns davon, uns anzustrengen und es beim nächsten Mal anders oder besser zu machen und vielleicht noch mal zu scheitern – wer eh nicht gut genug ist, braucht es gar nicht erst zu versuchen.

Das Gefährliche: Diese kompensierenden Handlungen oder auch diese Übersprungsreaktionen schaden uns langfristig massiv – unserer körperlichen Gesundheit, unserem Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl. Und außerdem besteht das Risiko, dass wir sie unbewusst an unsere Kinder weitergeben.

Wie erkenne ich schädliche Gewohnheiten?

Es ist gar nicht so einfach, eingefahrene Gewohnheiten mal eben so zu ändern. Der Grund: Sie sind so tief in unserem Unterbewusstsein verankert, dass wir ihnen nur schwer auf die Schliche kommen. Das ist die Kehrseite der automatisch ablaufenden Handlungen, die auf der anderen Seite so praktisch sind.

Dein Gehirn hat auch eigentlich keine Lust, etwas an seinen Verhaltensweisen zu ändern. Das erfordert schließlich Aufwand und außerdem haben sich diese Strategien doch mal ans hilfreich erwiesen.

Um deinen schädlichen Gewohnheiten auf die Spur zu kommen, brauchst du Achtsamkeit. Mache dir bewusst, in welchen Momenten und Situationen du dich schlecht fühlst – überfordert, mutlos, wertlos. Mit welchen Gefühlen gehen diese Erlebnisse einher? Und welche Strategien wendest du dann automatisch an.

Schreibe dir diese Situationen, Gefühle und Handlungen auf und reflektiere sie. Welche Gefühle kommeb in diesen Momenten in dir hoch? Benenne sie und halte sie schriftlich fest. Und nun überlege, wie du stattdessen reagieren kannst: anstatt zur Schokolade zu greifen, kannst du eine Freundin anrufen, einmal um den Block gehen oder die Badewanne sauber machen. Anstatt deinen Ärger in dich hineinzufressen, kannst du den anderen darauf aufmerksam machen, dass du dich ungerecht behandelt fühlst. Wichtig ist, dass du dir diese alternativen Handlungen aufschreibst. So machst du sie dir bewusst und erhöhst deine Chancen, dich das nächste Mal daran zu erinnern.

Komme ins Tun

Theorie ist wichtig, aber noch wichtiger ist, dass du deine Erkenntnisse auch umsetzt. Nimm dir vor, künftig genauer hinzusehen und deine Achtsamkeit zu vertiefen. Bevor du die Schokotafel in die Hand nimmst, gehe innerlich einen Schritt zurück und überlege. Was ist da gerade passiert? Was mache ich hier? Und was kann ich stattdessen tun?

Du änderst Gewohnheiten nur durch Handlungen. Und dafür brauchst du Achtsamkeit. Indem du achtsam bist für bessere Verhaltensweisen und sie mehrfach anwendest, lernt dein Gehirn neu. Es wird merken, dass die neue Strategie dir noch mehr nutzt als die alte und so mit der Zeit die schädliche Gewohnheit durch die positive ersetzen.

Was sind deine schlechten Gewohnheiten?

Wann schlägt bei dir im Alltag der innere Schweinehund zu? Schreibe deine Erfahrungen in den Kommentar und verrate uns, wie du mit schlechten Gewohnheiten umgehst.

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