5 Tipps, um Care-Arbeit gerecht aufzuteilen
Wer macht was und wie viel im Haushalt? In vielen Familien ist das Streitthema Nummer eins. Als Eltern eines Kindes mit besonderen Bedürfnissen kommt neben der Vereinbarkeit von Job und Haushalt noch die Pflegearbeit hinzu. Eine Dauerbelastung, die zu Erschöpfung und Frustration führen kann. In diesem Artikel stelle ich dir fünf Ideen vor, wie ihr trotz allen Herausforderungen auch im Haushalt als Familie ein Team seid.
Gemeinsam habt ihr so manche Krise durchgestanden, Seite an Seite dunkle Stunden erlebt. Ihr habt gemeinsam Lösungen gefunden und wenn es darauf ankommt, seid ihr füreinander da und versteht euch blind. Ihr seid ein unschlagbares Team.
Was in Krisenzeiten selbstverständlich funktioniert, wird im Haushalt manchmal zur Herausforderung. Wenn Arzt- und Therapietermine anstehen, Infekte umgehen und der Job stressig ist. Da kann die Frage, wer die Spülmaschine ausräumt, das Fass zum Überlaufen bringen.
Mit den folgenden fünf Tipps sorgst du dafür, dass ihr auch, was den Haushalt angeht, ein Team bildet, das sich blind aufeinander verlassen kann.

Eine faire Struktur im Haushalt - so geht’s
Tipp 1: Mental Load sichtbar machen!
In einer Familie – zumal mit einem Kind mit Besonderheit – fällt täglich ein riesiger Berg an Mental Load an. Wichtige Dinge, die erledigt und auf keinen Fall vergessen werden dürfen. Das fängt bei der Verordnung für die Logopädie an und hört beim Verräumen der Winterkleidung auf.
Mental Load hat die Eigenschaft, unsichtbar zu sein und gleichzeitig ein erdrückendes Gewicht zu entfalten. Diese fatale Kombination führt zu Frustration, zu Kränkung und oft zu Streit über die Aufteilung der Hausarbeit.
Macht die unzähligen vermeintlich kleinen Aufgaben im Haushalt sichtbar und schenkt ihnen die Wertschätzung, die sie verdienen. Mental Load ist auch der Kitt, der euer Familienleben am Laufen hält.
Klärt in einem ruhigen und sachlichen Gespräch miteinander,
- welche Wünsche jeder von euch in Bezug auf das Berufsleben hat,
- wie für die Person, die mehr im Haushalt arbeitet, eine faire “Entlohnung” aussehen kann – heute und in Hinblick auf die Rente,
- wie ihr als Eltern euren Kindern vorlebt, dass Care-Arbeit gleichwertig ist mit Erwerbsarbeit.
Tipp 2: Eine Familien-To-do-Liste führen
Wenn geklärt ist, dass Care-Arbeit echte Arbeit ist, ist der nächste Schritt ganz logisch: Verabredet, wer welche Aufgaben im Haushalt übernimmt.
Schafft euch zunächst einen Überblick, was in eurer Familie alles anfällt. Legt eine Liste an mit den Bereichen Haushalt, Kinder & Pflege und Sonstiges (oder welche Kategorien für euch sinnvoll sind). Schreibt alles auf, was täglich, wöchentlich, monatlich oder sporadisch zu tun ist.
Nun, da ihr den ganzen Berg Schwarz auf Weiß vor Augen habt, wird es euch nicht mehr passieren, “das bisschen Haushalt” für selbstverständlich zu halten.
Besprecht nun,
- wer welche Aufgaben übernimmt – entscheidet das nach Fähigkeit, Vorlieben und zeitlichen Kapazitäten;
- wie generell eure Struktur im Haushalt aussehen soll – wer macht wieviel?
Übrigens: Eine Vorlage für eine solche Familien-To-do-Liste findest du hier.
Tipp 3: Gemeinsam Standards im Haushalt verabreden
Der größte Fehler, den Paare machen, ist zu denken, dass es damit getan ist, die Aufgaben im Haushalt aufzuteilen. Oft ist dann neuer Streit vorprogrammiert. Etwa wenn Kochen auf das Warmmachen von Fertiggerichten reduziert wird. Oder die Waschmaschine nur einmal im Monat läuft.
Vermeide neue Konflikte, indem ihr euch gemeinsam auf Standards im Haushalt einigt.
- Wie oft soll geputzt werden?
- Kauft ihr euer Gemüse regional, in Bio-Qualität etc.?
- Bedeutet Kinder betreuen raus auf den Spielplatz zu gehen?
Besprecht gemeinsam, was ihr euch vorstellt, was nicht verhandelbar ist – und wie ein guter Kompromiss aussehen kann. Je klarer und detaillierter ihr eure Vorstellungen und Erwartungen formuliert, desto mehr könnt ihr euch später auch bei der Hausarbeit aufeinander verlassen.
Tipp 4: Den Druck rausnehmen
Gebt einander Zeit, bis sich die neue Struktur im Haushalt eingespielt hat. Und auch wenn etwas vergessen wird oder schiefgeht: Weist einander auf nicht erledigte Aufgaben hin, aber verzichtet auf Vorwürfe. Geht großzügig und wohlwollend miteinander um.
Ganz wichtig in diesem Zusammenhang:
- Verabschiede dich von Perfektionismus oder zu hohen Erwartungen: In einer Familie mit besonderen Herausforderungen wird es kaum möglich sein, dass immer alles an seinem Platz ist, der Kühlschrank gefüllt und der Küchenboden gewischt. Mach dich frei von solchen Ansprüchen. Ihr gebt auch im Haushalt euer Bestes, das zählt.
- Setze dich nicht unter Druck, nur weil bei anderen alles scheinbar ordentlicher und organisierter läuft. Andere Familien haben andere Voraussetzungen. Vergleiche sind deshalb sinnlos.
- Vielleicht bist du aus deiner Herkunftsfamilie andere Standards im Haushalt gewohnt. Und vielleicht musst du dir Kommentare anhören, wenn es mal nicht perfekt aufgeräumt ist. Blende das aus und richte den Fokus auf das, was geschafft wurde und nicht auf das, was noch unerledigt ist.
Tipp 5: Ausprobieren, anpassen, nachbessern
Du hast nun eine neue Struktur im Haushalt und die Hausarbeit nach euren Wünschen aufgeteilt. Die Verlockung ist groß, es dabei zu belassen und zu hoffen, dass von nun an alles läuft.
Stelle euer neues System nun auf die Probe: Beobachte, was gut läuft und wo es doch noch hakt. Vielleicht habt ihr bei der Aufteilung etwas übersehen oder nicht bedacht.
Bessere nach, wenn nötig und trau dich, Abläufe zu ändern, die nicht funktionieren. Vielleicht sucht ihr doch eine externe Hilfe. Oder ihr führt einen Haushaltstag ein, an dem ihr gemeinsam die Hausarbeit erledigt.
Es ist kein Scheitern, wenn es nicht auf Anhieb funktioniert. Ringt gemeinsam um eine gute Lösung und vergesst dabei nicht: Ihr seid als Familie ein Team – auch im Haushalt.
Fazit
- Hausarbeit ist gleichwertig mit Erwerbsarbeit. Indem du Mental Load sichtbar machst und der Haushalt nicht “nebenbei” erledigt wird, reduzierst du Streit und Stress in der Familie.
- Eine Liste mit allen Aufgaben, die in eurem Haushalt anfallen, ist die Voraussetzung für eine faire Aufteilung.
- Gib euch Zeit, bis neue Abläufe zur Gewohnheit geworden sind. Bessere nach wo nötig, und verzichte auf Vergleiche mit anderen oder zu hohe Erwartungen.
Die Hausarbeit fair aufteilen – fange noch heute damit an!
Du wünschst dir schon lange eine gerechtere Aufteilung von Care-Arbeit in eurer Familie? Dann beginne noch heute, Aufgaben neu zu verteilen. Klicke hier und lade dir meine Familien-To-do-Liste herunter. Sie dient dir als Vorlage, die du so anpassen kannst, dass sie zu euch und euren Bedingungen passt. Ich wünsche dir viel Erfolg!
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Über die Autorin
Ich bin Alexandra, Mutter von Zwillingen – eins meiner Kinder hat das Down-Syndrom. Meine Mission ist es, Mütter von Kindern mit Besonderheit auf ihrem Weg zur Resilienz zu unterstützen. Damit sie die Kraft und Ausdauer haben, die es braucht, um Berührungsängste abzubauen und ihren Kindern einen Platz in der Mitte der Gesellschaft zu erobern. >> Mehr über mich
Wir sind als Team zusammengewachsen, seit wir regelmäßig Ausflüge mit der Familie machen. So stärkt man seine gemeinsamen Ressourcen und wir stärker. Da fällt einem auch der Haushalt im Alltag leichter.