Haushalt & Familie: Mache sichtbar, was du leistest

Frauen leisten immer noch den Löwenanteil der Haushalts- und Familienarbeit. Diese Aufgaben kosten eine Unmenge an Zeit und Kraft, bleiben aber weitestgehend unsichtbar. In der Arbeitswelt wird jede Tätigkeit wahrgenommen und gewertschätzt, indem sie entlohnt wird. In der Familie jedoch bleiben ganze Vollzeitjobs – und genau das ist es, was die meisten Mütter täglich wuppen, unbemerkt und werden als selbstverständlich einfach vorausgesetzt. Die Folgen: Stress, Überlastung, Erschöpfung. Doch das muss nicht sein. Mache sichtbar, was du da Tag für Tag alles stemmst, und zwar nicht nur dir, sondern deiner ganzen Familie. Wie das geht, erfährst du hier.

Kommt dir das bekannt vor? Du hast bis zum frühen Nachmittag gearbeitet, auf dem Heimweg erledigst du den Einkauf für die Familie und bringst noch schnell ein Päckchen für die Schwiegermutter zur Post. Danach eilst du zur Kita, um dein Kind abzuholen, dort erwartet dich der vorwurfsvolle Bericht der Erzieherin, was es wieder alles angestellt hat. Du lächelst entschuldigend, schnappst dir dein tobendes Kind und machst dich auf den Weg nach Hause, wo noch eine Runde Mathehausaufgaben mit dem Großen auf dich wartet, der aber gerade mitten in einem Computerspiel steckt.

Völlig abgekämpft bittest du schließlich deinen Partner, sich ums Abendessen zu kümmern, und er antwortet: „Das ist mir heute echt zu viel. Ich hatte einen wirklich harten Tag im Büro.“

Männer arbeiten, Frauen „zaubern“

Haus- und Familienarbeit ist eine lästige Angelegenheit. Meistens sind die Tätigkeiten mit wenig Freude oder Anregung verbunden, sondern eintönig, stupide und zum Teil auch körperlich anstrengend. Außerdem fressen sie unendlich viel Zeit und Energie – am Ende aber sieht man meist nichts von dem, was man den ganzen Tag gemacht hat.

Wer sein Kind von der KiTa zum Fußballtraining oder zu einem Freund bringt und später wieder abholt, hält danach eben selten ein echtes Ergebnis in der Hand (abgesehen von der schmutzigen Sportkleidung).

Aber: Nichts von all den lästigen Putz- und Aufräumarbeiten erledigt sich von selbst. Die Toilette zu säubern kostet Zeit und ist nicht angenehm. Die Wäsche aufzuhängen und zu sehen, dass die Hälfte der Flecken nicht rausgegangen ist, verursacht Frustration. Und der Einkauf erfordert nicht nur Organisation (mit oder ohne Kind?), sondern auch Planung vorab. Wir entscheiden schließlich nicht erst im Supermarkt, was in den nächsten Tagen auf den Tisch kommen soll.

Sorgearbeit ist Arbeit. Punkt. Unsichtbare und vor allem unbezahlte Arbeit. Und leider viel zu oft noch Frauenarbeit.

Der Unterschied zwischen Männern und Frauen zeigt sich im Haushalt

Natürlich ist es längst nicht mehr so, dass die meisten Männer nichts zur Hausarbeit beitragen, weil sie der Meinung sind, das sei Aufgabe der Frauen. Ja, die Mehrheit der Männer und Väter sind in die lästigen Alltagspflichten eingebunden und sehen ihren Beitrag für die Familie nicht nur im Geldverdienen.

Und doch bleibt auch heute noch der Löwenanteil der Familien- und Hausarbeit an den Frauen hängen. In Deutschland arbeitet eine Frau durchschnittlich 4,5 Stunden pro Tag für die Familie und den Haushalt – unbezahlt und weitgehend unbemerkt versteht sich. Bei Männern sind es weniger als zwei Stunden.

Während der Pandemie übernahmen 69 Prozent der Frauen die Herausforderung, Homeschooling, Kochen und Kinderbetreuung mit ihren eigentlichen beruflichen Aufgaben zu vereinbaren. 11 Prozent der Männer brachten sich hierbei ein. Entsprechend sieht sich fast jede zweite Frau nach diversen Lockdowns am Ende ihrer psychischen, körperlichen und emotionalen Ressourcen. Bei den Männern sind es 30 Prozent. 

Die Zahlen sprechen für sich und zeichnen ein eindeutiges Bild: Frauen tragen die Verantwortung für alles (Mental Load) und übernehmen den größten Teil der To-Do-Liste. Männer packen unterstützend mit an. Und werden dafür gelobt und gefeiert.

Wessen Zeit ist mehr wert?

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber mir fällt oft auf, dass die Zeit von uns Frauen oft die „Verfügemasse“ aller ist, während Männer völlig selbstbestimmt mit ihrer Zeit umgehen können.

Es gibt Aufgaben, die zeitlich unabhängig sind – den Müll wegbringen, den Keller entrümpeln, einkaufen gehen usw. Und dann gibt es die, die sich nicht planen lassen, sondern die eine ständige Verfügbarkeit voraussetzen: Streit schlichten, Toilettentraining, Tränen trocknen und Tröstelieder singen. Während Männer oft die planbaren Tätigkeiten übernehmen, also zeitlich selbstbestimmt bleiben, sind wir Mamas für die Einsätze gebucht, die spontanes Handeln erfordern. Die Tatsache, dass immer etwas sein kann, dass wir jederzeit in dem, was wir gerade tun unterbrochen werden können, verursacht zusätzlichen Stress. Wir sind der Dauer-Bereitschaftsdienst der Familie.

In der Wirtschaft sind Topmanager Großverdiener, in der Familie oft finanziell abhängig

In der Arbeitswelt wird jede Tätigkeit – vom Konzernvorstand, über den Sachbearbeiter bis hin zur Küchenhilfe in der Kantine – gewertschätzt, indem sie entlohnt wird. (Das Thema unterbezahlte „Frauenberufe“ und Gender Pay Gap klammere ich jetzt aus, damit es den Rahmen hier nicht sprengt.)

Grundsätzlich gilt: Wer seine Arbeitskraft und seine Lebenszeit zur Verfügung stellt, erhält einen Lohn, einen Anspruch auf Rente, Sozialversicherung usw. In der Familie sieht das anders aus: Hier ist es irgendwie selbstverständlich, dass da jemand neben seinem eigentlichen Beruf noch einen Vollzeitjob wuppt – ohne Anerkennung, ohne Respekt, ohne Wertschätzung.

Natürlich wollen wir nicht dafür bezahlt werden, dass wir mit unserem Kind Toilettentraining machen und das Abendessen kochen. Aber das Gefühl vermittelt zu bekommen, dass das doch „gar nichts“ sei im Vergleich zu einem „echt harten“ Bürojob, macht wütend und frustriert auf Dauer.

Was leider bis heute fehlt, ist die Einsicht und die Anerkennung, dass Familien- und Hausarbeit echte Arbeit ist. Notwendige Arbeit, ohne die gar nichts funktionieren würde. Und dass diese Arbeit unendlich wertvoll für alle ist und entsprechend Zeit und Energie dafür aufgewendet werden muss.

Was Hausarbeit nicht ist: das Hobby von Frauen, die sonst nichts zu tun haben.

Mache sichtbar, was du leistest

Damit sich diese Erkenntnis in den Köpfen aller festsetzt, ist es notwendig, überhaupt erst einmal sichtbar zu machen, wie umfangreich dieser unsichtbare Nebenjob ist. Was da den ganzen Tag an Aufgaben, Herausforderungen und Organisation anfällt.

Im Alltag denken wir so häufig „Ich stelle noch schnell die Waschmaschine an“ oder „Auf dem Heimweg gehe ich noch schnell in der Reinigung vorbei“ – in Wahrheit aber ist nichts von dem, was wir da tun, „mal eben schnell“ erledigt. Wenn wir uns das bewusst machen, wissen wir auch, warum wir uns am Ende eines langen Tages häufig so müde und erschöpft fühlen.

Weißt du abends immer, was du den ganzen Tag alles gemacht hast? Nein? Warum eigentlich nicht? Du hast dafür gesorgt, dass deine Familie saubere Kleidung trägt, in einem gepflegten Umfeld lebt und eine warme Mahlzeit auf den Tellern hat – und noch vieles vieles mehr. Das ist eine ganze Menge!

Schreibe dir doch mal einen Tag lang auf, welche Familien- und Haushaltsaufgaben du erledigt hast. Vom Pausenbrot streichen bis hin zum Fenster putzen. Vom Streit schlichten bis hin zum Aufräumen der unzähligen herumliegenden Gegenstände. Und vergiss dabei auch nicht den Planungs- und Organisationsaufwand, den du erledigt hast, während du parallel den Küchenboden gesaugt hast.

Jetzt winkst du wahrscheinlich ab und denkst, wann soll ich denn dafür Zeit haben? Das kann ich gut verstehen.

Deshalb habe ich das für dich übernommen.

Die Familien-To-Do-Liste

Ich habe alle möglichen Aufgaben und Tätigkeiten, die rund um eine Familie täglich oder zumindest regelmäßig anfallen, aufgelistet. Lade dir die Liste herunter und bearbeite und ergänze sie so, dass sie zu deiner Familie passt.

Kreuze oder streiche dir an, welche dieser Aufgaben du heute übernommen hast. Dann hältst du am Abend ein echtes Ergebnis in der Hand. Und wirst vielleicht staunen, wie viel da an nur einem Tag zusammenkommt.

Wichtig ist: Teile diese Erkenntnis mit den anderen Mitgliedern deiner Familie. Zeige die Liste deinem/r Partner/in und je nach Alter auch deinen Kindern. Sprecht darüber, wie viel Arbeit eine Familie bedeutet. Und ob es fair ist, dass diese Arbeit überwiegend von nur einer Person geleistet wird.

Oft fehlt denen, die den ganzen Berg an Aufgaben nicht aus eigenem Erleben kennen, eine Ahnung davon, wie groß er ist. Dann kann es wahre Wunder wirken, es Schwarz auf Weiß vor sich zu sehen.

Familienarbeit ist Liebe

Familienarbeit ist ein Ausdruck von Verantwortung, von Fürsorge, von Liebe. Eigentlich ist es vollkommen unverständlich, dass gerade diese Tätigkeiten so geringgeschätzt werden.

Wer jeden Tag unendlich viel Zeit und Kraft investiert, ohne dass es wahrgenommen und gewürdigt wird, läuft Gefahr auszubrennen. Streit über die Verteilung der Hausarbeit belasten viele Beziehungen und Familien. Dem lässt sich entgegenwirken, indem sichtbar gemacht wird, worum es eigentlich geht.

Du leistest jeden Tag Außergewöhnliches. Sei stolz auf dich. Du bist eine tolle Frau. Und eine wunderbare Ausnahme-Mama.

Sorge gut für dich – dann sorgst du gut für dein Kind!

Schluss mit To Dos

Im Download-Bereich findest du die Aufgabenliste für Familien. Ich wünsche dir viele Erkenntnisse damit und die ein oder andere Veränderung in deinem Alltag. Und wo du gerade dabei bist, auf deine Ressourcen zu schauen: Vielleicht ist auch die Bedürfnis-Checkliste für dich von Interesse. Du kannst sie ebenfalls auf dieser Seite downloaden.

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