Die 5 wichtigsten Dinge, auf die du bei der Sprachförderung achten solltest

Besondere Kinder brauchen Förderung. Nur ein gut gefördertes Kind ist in der Lage, sein Potential auszuschöpfen. Neben den einschlägigen Therapien kommt es dabei besonders auf uns Mamas an. Wie viel können wir leisten? Was ist überhaupt nötig? Und worauf sollte man beim Fördern achten? Wenn du diese 5 Dinge berücksichtigst, bist du auf dem richtigen Weg.

Sobald wir kurz nach der Geburt unseres Kindes die Diagnose Down Syndrom bekamen, ging alles ganz schnell. Ich weiß gar nicht mehr genau, wer was wann beantragt hatte, in den ersten Tagen und Wochen war ich mit so viel anderem beschäftigt, dass ich mich kaum an Details erinnere.

Auf jeden Fall meldete sich schon nach ein paar Tagen die Frühförderstelle, an die wir angegliedert waren. Und kaum war unser Kind aus dem Krankenhaus entlassen, standen schon die ersten Therapeutinnen bei uns zu Hause auf der Matte.

Physiotherapie. Dann auch noch Logopädie. Später zusätzlich Heilpädagogik. Und schließlich Ergotherapie.

Ich hatte von Anfang an das Gefühl, in guten und kompetenten Händen zu sein. Erfahrene und warmherzige Therapeutinnen an meiner Seite zu haben, die meinem Kind den besten Start ins Leben ermöglichten.

Wie wir ins Fördern hineinwachsen

Jede Therapeutin erklärte mir genau, worauf es aus ihrer Sicht ankam. Was die nächsten Entwicklungsschritte waren, die es zu unterstützen galt. Wo mein Kind schon sehr fit war und wo es noch etwas Anschub brauchte.

Ich nahm alles bereitwillig an. Denn mit der Diagnose kam die Überzeugung: Nur ein optimal gefördertes Kind wird sein Potential ausschöpfen und Hoffnung auf ein möglichst selbständiges Leben haben.

Also ließ ich mich ein auf verschiedene Ansätze und Methoden und versuchte, so oft wie möglich mit meinem Kind zu üben.

Im Babyalter stellten sich die Fortschritte rasch ein. Ich bekam positive Rückmeldung ob meiner Bereitschaft zu fördern. Und immer wieder die Ansage, mein Kind könne „alles“ erreichen, wenn es nur weiter so gut unterstützt würde.

Lost in Therapy

Die Fachkräfte brachten uns gefühlt jeden Monat einen neuen Therapieansatz mit, auch die behandelnden Ärzte waren mit Vorschlägen zur Stelle. So turnten wir zu Bobath, streuten aber auch Vojta mit ein, gebärdeten mit GuK und waren bald reif für Padovan.

Wieder ein Schwung kopierter Zettel mit Anleitungen, die ich fleißig studierte. Die HNO-Ärztin hatte mir von dieser Methode vorgeschwärmt und prophezeit, dass mein Kind damit bald wahre Höhenflüge machen würde.

Mein Kind hatte jedoch andere Pläne. Es konnte Padovan nicht leiden. So gar nicht.

Manchmal muss man Kinder mit sanftem Nachdruck von ihrem Glück überzeugen, dachte ich, und legte voll motiviert los mit der ersten Übungseinheit. Sie endete im Fiasko. Mein Kind und ich im Ringkampf auf dem Teppichboden. Das Kind brüllte. Der rhythmische Spruch, den es während der Übung aufzusagen galt, war mir im Hals stecken geblieben.

Was lässt sich durch Förderung wirklich erreichen?

Mein Kind wurde größer. Es entwickelte sich. Nach Aussagen der Therapeutinnen hervorragend, bei ihm sei wirklich „alles möglich“. Warum es dann noch nicht sprechen wolle? Tja, eine Erklärung hatte niemand.

Die Zeit verging. Mein Kind wurde immer mehr zum gut gelaunten, bezaubernden Sonnenschein. Nur sprechen mochte es nicht. Es kam ja auch mit Zeigen, Gebärden und Herummogeln durch. Viel weniger anstrengend.

Klettern, Laufrad, Roller oder gar Fahrrad fahren – nicht dran zu denken. Noch nicht mal hochhüpfen war im Bereich des möglichen.

Malen und Schneiden mit der Schere? Fehlanzeige. Von ersten Formen, gezielten Linien usw. keine Spur.

Ungefähr zu dieser Zeit fiel mir das leichte Zögern, der winzige Moment der Unsicherheit auf, bevor die Therapeutinnen wieder von der „kaum beeinträchtigten“ Entwicklung meines Kindes begannen, die ich durch ganz viel Förderung noch unterstützen solle.

Hätte ich all das schon früher gewusst

Als mein Kind vom Regelkindergarten in eine heilpädagogische Tagesstätte wechselte, hatten wir das erste Mal intensiveren Kontakt zu anderen Kindern mit Down Syndrom. Und mir fiel es wie Schuppen von den Augen: Die anderen Kinder turnten das Klettergerüst hoch und runter. Einige sprachen in Mehrwortsätzen. Und wer nicht aufpasste, wurde umgefahren. Vom Down-Kind auf dem Roller.

Erst jetzt wurde mir klar, dass mein Kind nicht herausragend begabt und „fast gar nicht beeinträchtigt“ war. Und das spielte auch gar keine Rolle.

Ich liebte mein Kind dafür, dass es genau der Mensch war, der mich vom ersten Moment an verzaubert hatte. Egal wie schnell und gut es Laufrad fahren, hüpfen und Fünf-Wort-Sätze sprechen konnte.

Was mich wirklich erschütterte, war die Erkenntnis, dass wir von Anfang an bewusst irregeführt worden waren. Das Märchen vom „so gut wie gar nicht beeinträchtigten“ Down-Kind – warum hatte das sein müssen?

Hatten die Therapeutinnen gedacht, ich würde mich sonst nicht um seine Entwicklung kümmern? Oder mein Kind am Ende nicht lieben und so annehmen, wie es ist?

Die Wahrheit über die Förderung besonderer Kinder

Warum ich dir diese Geschichte erzähle? Weil auch du wahrscheinlich schon drin steckst in einem System, das dich und dein Kind antreibt und unter Druck setzt. Schon von den neuesten Forschungserkenntnissen zur Sprachentwicklung bei Trisomie-Kindern gehört? Die Wundermethode aus den USA schon ausprobiert? Einen eigenen Förderplan erstellt?

Nicht dass hier ein falscher Eindruck entsteht: Natürlich profitieren unsere Kinder extrem von Förderung. Sowohl durch Fachkräfte, als auch von uns Eltern, Großeltern, Geschwisterkindern. Unsere Kinder können eine Menge lernen. Und sie tun das auch.

Falls du noch ganz am Anfang stehst und dich die ersten leisen Zweifel beschleichen, ob du das überhaupt alles leisten kannst und ob es auch etwas bringt, dann hoffe ich, dass du von meinen Erfahrungen etwas mitnehmen kannst.

Diese fünf zentralen Erkenntnisse über die Förderung von besonderen Kindern möchte ich mit dir teilen:

1) Es hängt nicht von dir ab

Egal was Ärzt*innen, Therapeut*innen oder wer auch immer behaupten: Ob dein Kind sprechen lernen wird, hängt nicht davon ab, wie sehr du bereit bist, alles zu geben. Viel stärker kommt es auf die Begabung an, und die können wir nicht beeinflussen.

Natürlich ist Förderung wichtig, und natürlich wirkt es sich aus, ob ein Kind unter guten Bedingungen aufwächst. Aber es ist eben nicht ausschlaggebend.

Wenn dir also das nächste Mal jemand einredet, dein Kind könne Physik-Nobelpreisträger werden, wenn du es nur gut genug förderst, dann entspann dich.

Genieße die Zeit mit deinem Kind. Sprecht und kommuniziert viel zusammen. Aber befreie dich von dem Gedanken, dass alles allein von dir abhängt.

2) Du musst nicht alles machen, sondern das Passende

Es gibt eine riesige Bandbreite an Methoden und Ansätzen, wie man die Sprachentwicklung von beeinträchtigten Kindern fördern kann. Ich finde es wunderbar, wie breit das Angebot ist, wie sehr hier geforscht und entwickelt wird – denn am Ende ist es zum Wohl unserer Kinder.

Dass die Möglichkeiten so vielfältig sind, bedeutet aber nicht, dass es nun deine Pflicht ist, jede Methode zu lernen und mit deinem Kind anzuwenden.

Auch wenn andere Eltern von sensationellen Fortschritten mit Ansatz XY berichten, lass dich davon nicht unter Druck setzen. Das heißt noch lange nicht, dass es für dein Kind das Richtige ist.

Padovan zum Beispiel ist eine ganz tolle und hochwirksame Methode mit einem ganzheitlichen Ansatz. Ich war begeistert, als ich mich mit der Theorie beschäftigt habe. Wie die Praxis in unserem Fall aussah, habe ich oben beschrieben.

Dein Kind wird dir schon mitteilen, was sein Interesse weckt. Wenn es wie meins von Anfang an in Begeisterung ausbricht, wenn es eine Gebärde sieht, dann geht diesen Weg. Wenn es auf Dauer gelangweilt den Kopf abwendet, dann wählt einen anderen.

Es gibt kein Richtig und kein Falsch. Und gegen seinen Widerstand wirst du dein Kind nicht fördern können. Abgesehen davon, dass sich das niemand antun möchte.

3) Vertraue auf dein Bauchgefühl

Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich war vor allem anfangs häufig verunsichert. Hatte ich bei meinem anderen Kind immer eine ungefähre Vorstellung, wie die Entwicklung verlaufen würde, war das mit meinem Down-Kind ganz anders. Es war einfach Neuland.

Deshalb war ich so froh um den Rat und die Hilfestellung, die ich von den vielen Fachleuten bekam. Das hat mir Orientierung gegeben. Aber es ist eine zweischneidige Sache. Denn gleichzeitig ist man von den Expert*innen auch immer ein bisschen abhängig.

Ich habe mich zu Beginn schnell verunsichern lassen, wenn mir jemand nahegelegt hat, es doch mal ganz anders zu versuchen. Es hat mich irritiert zu sehen, wie schnell andere Kinder mit Down Syndrom sprechen lernten, während wir noch mit Laufen lernen beschäftigt waren.

Wahrscheinlich sind die meisten Eltern anfällig für solche Vergleiche oder Verunsicherungen. Und das ist auch normal. Wir wollen das Beste für unsere Kinder. Und wir wollen nichts verpassen, was ihnen helfen könnte. Und doch haben wir ein ganz gutes und zuverlässiges Gespür dafür, was bei ihnen funktioniert, was sie brauchen und was keinen Sinn macht.

Vertraue diesem Bauchgefühl. Keiner kennt dein Kind so gut wie du.

4) Wer wachsen will, braucht Rückschläge

Jedes Kind, vor allem wenn es noch klein ist, entwickelt sich in Schüben. Das ist bei „gesunden“ Kindern nicht anders als bei besonderen. Bei besonderen Kindern kommen diese Schübe jedoch nicht so kontinuierlich und vorhersehbar.

Und: Es gibt auch Entwicklungen in die entgegengesetzte Richtung. Hat man endlich den nächsten Meilenstein erreicht und das Kind eine neue Fähigkeit erworben, kann es gut sein, dass es diese Errungenschaft wieder verliert und Rückschritte macht.

Anders als bei anderen Kindern können wir uns bei unseren nie sicher sein, dass das Laufen, Trocken sein, nicht mehr Weglaufen etc. wirklich zuverlässig klappt, nur weil es ein paar Mal funktioniert hat.

Hier helfen nur Gelassenheit und ganz viel Geduld. Es bringt nichts, den Förder-Turbo einzulegen, du wirst dadurch nichts erreichen. Dein Kind hat sein eigenes Tempo, und das ist auch gut so.

5) Fördern heißt Spielen

Eigentlich sollte das selbstverständlich sein, aber manchmal gerät es doch in Vergessenheit: Förderung sollte immer spielerisch sein.

Gerade Kinder mit Down-Syndrom reagieren häufig mit Verweigerung, wenn eine Herausforderung zu groß ist und nur mit Anstrengung zu bewältigen. Wenn sie spüren, dass sie vielleicht frustriert aus der Sache herausgehen.

Dein Kind sollte Schritt für Schritt neue Fähigkeiten erwerben, in seinem Tempo, mit Spaß und ohne Druck. Das klappt am besten, wenn es sich wohlfühlt, wenn es Freude hat an dem, was ihr da tut.

Macht also ein Spiel draus oder nutzt die Lieblingsspiele deines Kindes, um seine Sprachentwicklung voranzutreiben. Lass es in der Spielküche die Zutaten auswählen und benennen („Was gehört alles zum Gemüse?“). Beim Eisenbahn spielen kann es der Zugchef sein („Alle einsteigen.“) und entscheiden, wohin die Reise geht.

Du siehst, es braucht nicht viel, um die Entwicklung deines Kindes ein bisschen anzuschubsen. Du musst dafür nichts für teures Geld kaufen und keinen Therapieplan erstellen. Beobachte dein Kind. Sprich mit ihm. Spielt zusammen. Und freut euch gemeinsam über jeden kleinen Fortschritt!

Und bitte vergiss dabei nicht:

Sorge gut für dich – dann sorgst du gut für dein Kind!

Hitliste der Förderspiele

Welche Spiele eignen sich bei euch besonders zur Förderung? Bei uns sind es Farbenspiele wie Obstgarten oder die Fädelraupe. Vor allem aber die Spielküche, in der regelmäßig groß gekocht wird.

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4 Kommentare zu „Die 5 wichtigsten Dinge, auf die du bei der Sprachförderung achten solltest“

  1. Mein Onkel ist derzeit auf der Suche nach einer Praxis für Logopädie. Dabei ist es gut zu wissen, dass es sich hierbei um Sprachförderung handelt. Ich hoffe, dass er einen passenden Anbieter finden wird.

  2. Vielen Dank für diesen Artikel über Sprachstörungen. Es scheint schwierig zu sein, wenn Ihr Kind schon in jungen Jahren nicht sprechen will. Glücklicherweise bieten Therapien eine Lösung.

    1. Ja, das stimmt. Und zusätzlich zu Therapien gibt es tolle Möglichkeiten, im Alltag die Sprachentwicklung zu unterstützen.

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